Atemwegsinfekte bei Kindern

sind der häufigste Grund für einen Kinderarztbesuch.

Daß Kleinkinder bis zu 12-mal im Jahr einen Infekt mit nachhause schleppen und Schulkinder immerhin noch 4-6 mal im Jahr , ist durchaus nicht krankhaft , sondern normal. Erst bei den Jugendlichen pendelt sich die Häufigkeit der Entzündungen auf das bei Erwachsenen übliche Niveau von 1-2 Infekten jährlich ein. Grund hierfür ist zum einen natürlich das Soziaverhalten der Kinder deren enger körperlicher Kontakt natürlich ideale Rahmenbedingungen für eine schnelle Erregerausbreitung und zum anderen das noch nicht reife Immunsystem, das sozusagen erst lernen muß, mit Viren und Bakterien effizient umzugehen. Kinder leiden allerdings nicht nur häufiger , sondern auch schwerer unter Bronchitis und Co. Enge Bronchien , sensible Schleimhäute und zäher Schleim machen abhusten und manchmal sogar atmen zur Tortur für die Kleinen.

VIRUS-INFEKTE
Verursacht werden Bronchitis, Mandelentzündung (Tonsillitis) oder Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis)anfangs fast immer durch Viren, die sich auf der Schleimhaut festsetzen, in die Zellen eindringen , dort eine Entzündung entfachen, die für die Symtome wie Husten, Fieber , aber auch Schmerzen verantwortlich sind. Auf der viral vorgeschädigten Schleimhaut vermehren sich im weiten Verlauf Bakterien, die wir eigentlich auch im gesunden Zustand immer im Nasen-Rachenraum haben, die aber von einem funktionierenden Immunsystem problemlos in Schach gehalten werden. Eine weitere Reaktion auf die Entzündung besteht in der Produktion eines zähen Schleims, der wiederum einen idealen Nährboden für die weitere Vermehrung von Bakterien darstellt. Die bei Kindern oft ausgeprägte Symptomatik ist aber sicher nicht der einzige Grund, warum Atemwegsinfekte bei Kindern wirksam und verträglich behandelt werden müssen.

Nach einer Studie aus Deutschland wird unbehandelt bei annähernd 40% der Patienten aus dem angeblich harmlosen Husten im Verlauf von 3 Jahren eine chronische Bronchitis oder gar eine Asthmaerkrankung. Nach Ansicht der Wissenschaftler sind neben dem Rauchen bei Erwachsenen , gerade die sehr häufigen Virusinfekte der Kinder die Ursache für die Zunahme und hohe Sterblichkeit chronischer Lungenerkrankungen und plädieren deshalb unbedingt für eine wirksame Therapie. Doch die heißt nicht Antibiotika, auch wenn hierzulande mehr als 80% der Patienten bei akuten Atemwegsinfekten diese Substanzen verschrieben bekommen, obwohl Antibiotika nicht gegen Viren wirksam sind. Dies belegen auch die vorliegenden Studien mit Antibiotika bei Atemwegsinfektionen. Sie verkürzen nämlich lediglich die Dauer des Fiebers signifikant, schneiden aber bei Krankheitsdauer, Symptomenrückgang oder Lebensqualität nicht besser ab, als Placebo. Die Kehrseite der Antibiotika- Medaille hat dagegen fast jeder schon am eigenem Leib erfahren und sie trifft gerade Kinder ganz besonders: Allergische Reaktionen treten vor allem dann auf, wenn Virusinfekte unnötigerweise antibiotisch behandelt werden. Durchfall , Fieber, Erbrechen schwächen nicht nur das Fieber bereits ohnehin labile Kreislaufsystem weiter. Sie führen auch dazu, dass die Kinder nicht mehr richtig essen und trinken und schwächen somit das Immunsystem. Daraus resultiert ein in der Kinderpraxis häufig anzutreffender, für die Kleinen besonders verhängnisvoller Teufelskreis: Die oft unnötige Gabe von Medikamenten führt zu erhöhter Infektanfälligkeit und in Folge dazu, dass Kindern noch häufiger Antibiotika verschrieben werden.

Zeitbombe Antibiotika- Resistenz-

die Uhr tickt vor allem für unsere Kinder

Die langfristige Problematik dieses Vorgehens sehen Experten in der sogenannten Resistenzentwicklung: Je häufiger Antibiotika unnötig eingesetzt werden, um so mehr Bakterienstämme werden völlig unempfindlich gegen sie.

Viren

So macht das Virus krank

Diese hinterhältigen kleinen Keime sind ständig auf der Suche nach Nährboden. Da sie sich selbst nicht vermehren können, brauchen sie die Zelle eines Lebewesens, einen Wirt. Ihre Lieblingsbeute sind die Zellen der Schleimhäute in unseren Atemwegen, weil sie die erste Eingangspforte in den Körper sind. Dort ist es so, wie sie sich am besten vermehren können -schön feucht und etwa 33 Grad warm. Hat ein Virus es geschafft, in den Körper zu gelangen, hängt es sich an eine Zelle und dringt in sie ein. Es schleust sein Erbgut in das der Wirtszelle, die dadurch gezwungen wird, neue Viren zu produzieren. Das Virus vermehrt sich extrem schnell: Alle sechs Stunden werden etwa 1.500 neue Tochterviren gebildet. Was uns dann echt krank macht, sind die Abwehrreaktionen unseres Körpers: Husten, Schnupfen, Fieber.

Warum Viren im Winter Saison haben, ist so zu erklären: Der Mensch hält sich in dieser Zeit hauptsächlich in geschlossenen (beheizten, trockenen) Räumen auf.

Trockene Luft aber beeinträchtigt die Fähigkeit der Schleimhäute in den Atemwegen,

Infektionen abzuwehren.

Was daraus wird
Von einer Erkältung spricht man, wenn man Husten, Schnupfen, Halsweh hat, die Nase verstopft ist. Diese "grippalen" Infekte sind unangenehm, aber meist nicht gefährlich und innerhalb weniger Tage wieder vorbei. Bei weitem nicht so harmlos, ja sogar lebensgefährlich, ist die Influenza, die echte Grippe, bei der hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwächegefühl und Kreislaufbeschwerden auftreten. Während grippale Infekte von 200 verschiedenen Virenarten ausgelöst werden können, geht die richtige Grippe auf das Konto von drei verschiedenen Typen, A, Bund C (geringe Bedeutung), wobei Typ Ader gefährliche ist. Er ändert sich ständig und lässt dem Körper keine Chance, sich darauf einzustellen. Was die Grippe so gefährlich macht, ist die permanente Überlastung des Organismus. Er muss nicht nur Energie aufwenden, um die Regulation des Körpers aufrecht zu erhalten. Er muss auch die sich rasant vermehrenden Viren killen. Der Einsatz an zwei Fronten überfordert ihn oft.
Halsschmerzen sind in den meisten Fällen die Begleiterscheinung einer durch Viren verursachten Infektionskrankheit. Wir atmen wir die Erreger einfach auf der Straße, im Bus, im Büro ein. Diese nisten sich sofort in die für sie kuscheligen Schleimhäute ein. Sitzen die gemeinen Winzlinge einmal an den Rachenwänden fest, vermehren sie sich rasant und besiedeln den ganzen Hals. Wenn der arme Mensch gleichzeitig mit einem Schnupfen und verstopfter Nase kämpft, haben es die Keime noch leichter - man atmet durch den Mund, die Schleimhäute trocknen aus und werden empfindlich - ein Dorado für die Viren. Auf der durch Viren vorgeschädigten Schleimhaut können sich dann leicht auch Bakterien, einnisten. Besonders die Atemwege sind den Attacken der Viren ausgesetzt, weil sie die ersten Eingangspforten in den Körper sind. Außerdem ist in den Atemwegen die Temperatur durch den Luftstrom meist unter der Körpertemperatur. Das ist für Schnupfenviren günstig, die sich am besten bei 33 Grad Celsius entwickeln können. Wenn sich massive Beschwerden einstellen und die Schmerzen lange anhalten, müssen Sie zum Arzt. Hinter Halsschmerzen kann sich beispielsweise eine durch Streptokokken verursachte Angina verbergen, zu erkennen an gelblich weißen Eiterflecken an der hinteren Rachenwand. Begleitsymptome sind nicht selten Fieber, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Übelkeit. Eindeutig lässt sich eine Streptokokkeninfektion nur durch einen Rachenabstrich feststellen. Wie wichtig die richtige Diagnose ist, zeigt sich daran, dass eine Angina zu einer Ohren- oder Mandelinfektion führen und auch Scharlach oder rheumatisches Fieber zur Folge haben kann. Bei eitriger Angina muss mit Antibiotika behandelt werden, um mögliche Komplikationen wie Erkrankungen der Gelenke, des Herzens oder der Nieren zu vermeiden. Symptome im Hals müssen abgeklärt werden, weil permanente Schmerzen, Schluckbeschwerden und Heiserkeit auch durch Tumore verursacht werden können.

Halsentzündung

Eine simple Halsentzündung erkennt man daran, dass der Rachen gerötet ist. Es kratzt und brennt ständig im Hals, man verspürt ein unangenehmes Druck- und Schluckgefühl. Etwa 200 verschiedene Viren können Halsentzündungen hervorrufen.
Angina
Zu den Symptomen einer Angina (= Mandelentzündung) gehören starke Halsschmerzen. Oft sind auch gelblich- weiße Eiterflecken an der hinteren Rachenwand zu erkennen und es treten Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit auf. Meist sind auch die Lymphknoten an Unterkiefer und Hals geschwollen. Die Haupterreger sind Streptokokken.

Bei der Diagnose Seitenstrangentzündung handelt es sich um eine Infektion der hinter den Mandeln liegenden Seitenstränge. Symptome sind Schluckschmerzen, die in die Ohren ausstrahlen, Schwellungen, Rötungen und eventuell gelbe Beläge im Bereich der Seitenstränge. Sie kann sowohl durch Viren als auch durch Bakterien verursacht sein.

Heiserkeit
Sind Kehlkopf und Stimmbänder entzündet, kommt es zu Heiserkeit. Sie geht auf das Konto übermäßiger Belastung der Stimme oder tritt als Begleiterscheinung einer Erkältung auf. Heiserkeit entsteht durch eine Verdickung der Stimmlippenschleimhaut und durch Schleimauflagerungen. Töne, die sie erzeugen, klingen dadurch unreiner, leiser, heiser. Heiserkeit kann auch durch einen Tumor verursacht oder sogar seelisch bedingt sein.

Schnupfen

Was ist der Schnupfen?

Gesunde Flimmerhärchen haben den Abtransport des Nasenschleims zusammen mit Schmutz- und Staubpartikeln zur Aufgabe (Bild links).



Durch eine Entzündung werden sie so beeinträchtigt, dass sie ihre Reinigungsarbeit nicht mehr verrichten können. ( Bild rechts)

Schnupfen ist die häufigste Infektionskrankheit überhaupt. Es handelt sich dabei um eine Viruserkrankung. Nicht weniger als 200 verschiedene Virenarten sind dafür verantwortlich. Und von diesen winzigen Erregern sind wir praktisch ständig umgeben. Denn einer niest immer. Die Tröpchen, die beim Husten, Sprechen oder Niesen frei werden, benützen die Viren als ganz persönliches Taxi und gelangen so in unsere Atemwege. Dort arbeiten sie mit regelrechter Piratentaktik, um uns krank zu machen: An ihrer Oberfläche besitzen sie kleine Dornen, mit denen sie sich wie die Seeräuber mit dem Enterhaken, an die Zellen der Nase, des Rachens, der Lunge festkrallen -und schon beginnt die rasante Vermehrung. Zehn bis 30 dieser winzigen Viren genügen, dass in einigen Stunden Tausende daraus werden, die dann Mund, Hals, Lunge attackieren.

Durch Viren freigesetzte giftige Stoffwechselprodukte schwimmen mit dem Blut in die Muskeln - wir bekommen die typischen grippalen Gliederschmerzen.

Der Organismus verteidigt sich , indem die Nasenschleimhaut Flüssigkeit produziert -die Nase läuft und schwemmt permanent Viren fort. Dabei helfen auch die beglei-tenden Niesanfälle, die ein sinnvoller Schutzreflex sind, mit dem die Krankheitserreger herausgeschleudert werden. Zu den Verteidigungsmaßnahmen gehören weiters Entzündungen, die die Nasenschleimhaut anschwellen lassen. Dadurch werden die Atemwege blockiert.

Was Sie wissen sollten: Üben Sie beim Niesen nicht vornehme Zurückhaltung, das kann Ihre Gesundheit gefährden. Wenn Sie beim Niesen die Nase zuhalten oder im

Rachen den Zugang zur Nase blockieren, entsteht ein gewaltiger Druck, durch den die Keime in die Nasennebenhöhlen oder über die Ohrtrompete ins Mittelohr gepresst werden. Gefahr: Schmerzhafte Nasennebenhöhlenentzündung. Besser: herzhaft niesen, aber ein Taschentuch vor den Mund halten, um die anderen zu schützen. Lautstarkes Trompeten durch beide Nasenlöcher beim Schnäuzen kann

ebenfalls zu Entzündungen führen, weil es zu einem Sekretrückstau in den Nebenhöhlen kommt. Richtig: ein Nasenloch zuhalten, während durch das andere das Sekret ausgeschnäuzt wird.

Selbst in Tausenden von Jahren konnte die menschliche Spezies das Schnupfen –Problem nicht lösen. Denn unser Immunsystem ist nicht in der Lage, einen Feind zu besiegen, der ständig in anderer Gestalt wieder kommt. Normalerweise erkennt unser Immunsystem einen einmal eingedrungenen Krankheitserreger bei einer neuen Attacke sofort wieder und macht ihn auf der Stelle unschädlich. Schnupfenviren sehen wie auch die Grippeviren jedes Jahr anders aus, Einmal sie die Gestalt von Fußbällen, dann wieder sehen sie wie Spinnen oder winzige Mondfähren aus.


Parainfluenza Virus

Jetzt tut's auch im Ohr weh
Erkältungen, die in der Nase beginnen, enden manchmal im Ohr. Tatsächlich ist die häufigste Ursache für unangenehme Schmerzen im Ohr eine Mittelohrentzündung, die einer Entzündung des Nasen-Rachen-Raumes folgt. Die Viren und Bakterien, die solche Krankheiten verursachen, wandern aus dem Rachenraum durch die sogenannte Ohrtrompete (oder Eustachische Röhre) in die Höhle des Mittelohrs, wo sie sich festsetzen und vermehren.

Warum es dann zu oft höllischen Schmerzen kommt, erklärt sich so:

Durch die Infektion wird die Schleimhaut, mit der das Mittelohr ausgekleidet ist, gereizt, sodass sie ein Sekret absondert. Dieses kann aber nicht abfließen, weil die Eustachische Röhre entzündet und angeschwollen ist. Die Folge sind erhebliche

Schmerzen, die vom Überdruck in diesem empfindlichen Bereich stammen.

Der Großteil aller Mittelohrentzündungen treten bei Kindern bis zum zwölften Lebensjahr auf. Und sie sind nicht ungefährlich. Denn sie können sich ausbreiten und zu einer Entzündung des Warzenfortsatzes (am hinteren unteren Teil des

Schläfenbeins), der Hirnhaut und sogar zu einem Gehirnabszess führen. Dank moderner Medikamente (Antibiotika) lassen sich diese Komplikationen jedoch meist verhindern.

ALLGEMEIN

Gehen Sie zum Arzt wenn

  • die Halsschmerzen länger andauern, als die eigentliche Erkältung

  • sie Fieber haben, das länger als drei Tage anhält

  • die Körpertemperatur über 39 Grad steigt

  • Sie im Rachen einen Belag sehen, der gelblich-grün schimmert

  • Sie Schluckbeschwerden haben

  • die Lymphknoten am Hals stark anschwellen und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl einsetzt

  • Sie über lange Zeit heiser sind. Heiserkeit, die länger als zwei bis drei Wochen dauert ist bedenklich.

KLEINKINDER

Bei stärkerer Erkältung sollte man mit Kleinkindern zum Arzt. So lange die Winzlinge noch nicht sagen können, wo es wirklich weh tut und die Symptome nicht deutlich erkennbar sind, muss die Erkrankung professionell abgeklärt und behandelt werden. Denn recht schnell kommt es zu Komplikationen wie Mittelohr-,Nasennebenhöhlen-, Kehlkopf- oder Mandelentzündung, Bronchitis bis hin zur Lungenentzündung.

Man muss unbedingt zum Arzt bei :

  • Atemnot

  • plötzlichem heftigem Husten und Würgereiz

  • Unruhe und heftigem Schreien, das lange andauert

  • Lethargie

  • steifem Nacken

  • Lichtempfindlichkeit

  • Krampfanfällen.

Wichtig: Lassen Sie die Kinder ausfiebern. Fieber "verbrennt" die Keime. Nur bei zu hohem Fieber sollten fiebersenkende Medikamente gegeben werden. Vorsicht bei Kindern, die zu Fieberkrämpfen neigen - Einsatz fiebersenkender Arzneien nach ärztlicher Anweisung.