Titel :
Dünne Luft als Arznei gegen allerlei Leiden
Autor/Medium :
VON GERTA NIEBAUER UND CLAUDIA RICHTER
Datum
29.01.2007
ASTHMA. Nicht nur bei Atemwegsleiden erzielt die Hypoxie-Klimatherapie Erfolge.

Sich wieder besser konzentrie ren, besser schlafen, besser atmen können - das sind nur einige der vielen Wirkungen des Therapeutikums dünne Luft, also Luft, deren Sauerstoffgehalt reduziert ist. Diesem Phänomen begegnen wir im Gebirge, der Zustand kann aber auch \"künstlich\" erzeugt werden - entweder in sogenannten Klimakammern oder aber durch spezielle Atemmasken, über die sauerstoffreduzierte Luft abgegeben wird.

Die Luft, die bei der sogenannten Hypoxie-Klimatherapie (Hypoxämie = Sauerstoffmangel im Blut) eingesetzt wird, entspricht etwa jener in 3200 Metern. Jeder, der sich einmal in diesen Höhen bewegt hat, weiß, wie man da nach Luft ringt! Doch gerade diesen Leistungsstress setzen die Klimatherapeuten ganz bewusst ein.

Den Aufenthalt in oder die Therapie mit sauerstoffarmer Luft bezeichnet Univ.-Prof. Dr. Martin Burtscher, Institut für Sportwissenschaft an der Universität Innsbruck, als Atemtraining und Bewältigung von unspezifischem Stress. Der Organismus profitiere von dieser Stressübung in verschiedener Weise und das erkläre auch die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten dieser Therapie.

Vor allem Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Asthma oder Dauerhusten können auf diese Weise gut behandelt werden. Aber auch Herz-Kreislauf-System, Fettstoffwechsel, Blutdruck und Blutzucker werden häufig positiv beeinflusst. Außerdem hat sich immer wieder gezeigt, dass eine Hypoxie-Therapie zu einer Stärkung von Immunabwehr und Belastbarkeit führen sowie Schlafstörungen lindern kann. In vielen Fällen besserten sich zudem subjektive Befindlichkeit und Stimmungslage.

Der Erfolg einer Hypoxie-Therapie beruht vor allem auf einer Verbesserung der Belüftung der Lunge und ihrer Funktionen. Untersuchungen, unter anderem an den Universitätskliniken in Innsbruck und Graz, haben überdies gezeigt, dass sich vermehrt rote Blutkörperchen bilden, wodurch der Sauerstoff schneller und effektiver in die Zellen transportiert werden kann. Diese Effekte lassen sich auch zur Prävention von Herz-Kreislaufkrankheiten und für die Rehabilitation einsetzen.

Apropos Herz: Auch Patienten mit Herz-Kreislauf-Störungen profitieren von einer moderaten Sauerstoffreduzierung, wie sie in etwa 1800 Meter Höhe herrscht. Das hat eine Studie an der Innsbrucker Universitätsklinik für Kardiologie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger ergeben. Die Studienteilnehmer waren zwischen 50 und 70 Jahre alt, Gesunde wie Herzkranke trainierten 15mal am Heimfahrrad, eine Gruppe in normaler Luft, die anderen mit sauerstoffreduzierenden Masken. Ergebnis: In der Hypoxie-Gruppe verbesserten sich - sowohl bei Personen ohne als auch mit Koronar-Erkrankung - Leistungsfähigkeit und arterielle Sauerstoffversorgung.

Erwiesen ist zudem, dass Hypoxie auch die Lebensqualität von Kindern mit Asthma verbessert. Die Therapie verlängert die anfallsfreien Zeiten bedeutend, der Schlaf wird ruhiger, Medikamente können reduziert werden und die viralen Infekte werden seltener.

Hypoxie lässt sich aber auch rein sportlich einsetzen - etwa zur Leistungssteigerung bei Top-Alpinisten, aber auch bei normalen Bergwanderern und Skisportlern. In der Klimakammer am sportwissenschaftlichen Institut in Innsbruck etwa trainieren Sportler, die sich auf extreme Bergtouren vorbereiten wollen, durchschnittlich fünfmal in der Woche am Fahrrad und am Laufband jeweils eine Stunde lang.

Freilich bringt auch Training in frischer Luft und entsprechenden Höhenlagen zahlreiche Positiva. Wie sagt es doch Univ.-Prof. Dr. Egon Humpeler, Internist und wissenschaftlicher Beirat der österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin, so treffend: \"Zuerst dreht der Motor Körper auf, um dann voll auf Leistung zu kommen. Dann aber, am Ende des Höhenaufenthalts, läuft er ruhiger, mit niedriger Drehzahl und erbringt dabei die gleiche oder sogar bessere Leistung. Bergluft ist tatsächlich ein wahrer Jungbrunnen, ein Gesundheitsquell, ein Stimulans, kurzum: eigentlich das Beste, das man einem geschundenen, kurzatmigen Körper antun kann.\"

Hypoxämie = Sauerstoffmangel im Blut. Daraus resultiert der Name Hypoxie-Klimatherapie. Sie wird zur Behandlung verschiedenster Störungen und Krankheiten eingesetzt - von Schlafstörung bis Asthma.

Die Therapie erfolgt immer in oder mit sauerstoffreduzierter Luft. Der menschliche Organismus passt sich an die veränderte Sauerstoffkonzentration an und bildet vermehrt rote Blutkörperchen.

Das österreichweit erste Institut für Klimakammer-Therapie, das Hypoxia Medical Center wurde bereits 1955 im neunten Wiener Bezirk gegründet, wo es sich auch heute noch befindet.

Infos: 01/317 82 38 und 0512/507-4496, www.hypoxia.at.






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