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Titel
: HÖHENKUR MITTEN IN DER STADT Autor/Medium : Ilse Schmid Datum |
Bronchitis-Patienten, Allergiker, aber auch angehende Gipfelstürmer profitieren von der simulierten Höhenluft in der Klimakammer Schon im Flur des Hauses Julius Tandler Platz 5, gleich beim Franz Josefs-Bahnhof in Wien, riecht es irgendwie anders. Vielleicht ein Vorgeschmack auf die "Höhenluft" im Institut für Klimakammer- oder Hypoxietherapie im ersten Stock.. Ganz unauffällig wird hier armen Dauerschnupfern, Bronchitis-Patienten, Rekonvaleszenten nach Lungenentzündung und anderen Patienten ein künstlicher Blitztripp in luftige Berghöhen angeboten. Die Höhenluft wird genau dosiert und Pseudoalpinisten brauchen weder Stürze noch widriges Bergwetter zu fürchten. Die Mehrheit der Patienten kurt hier auf ärztliches Anraten, doch auch robusten Naturen kann ein Versuch nicht schaden. Test Chef Alexander Daume lässt freilich keinen ohne Voruntersuchung seine Hightech-Anlagen ausprobieren. Selbst für die Kurz-Kur an der Atemmaske rückt die Ärztin von Dienst mit Blutdruckmesser und dergleichen an.Danach wird es spannend. Ein Sensor wird an den Finger geklammert. Er meldet Puls und Sauerstoffsättigung im Blut und andere Parameter an den Computer, der die Atemluftzufuhr steuert. Na gut, der Ruhepuls ist etwas hoch, aber schließlich ist man ja als Tester auch nicht perfekt entspannt. Anfangs spürt man noch nicht viel, obwohl sich der Puls erhöht. In der Endphase befindet man sich jedoch quasi schon am Kilimanjaro- Gipfel (5.800 m Seehöhe). Therapie In der Praxis werden die Probanden künstlich in Höhen zwischen 2.000 und 4.000 Meter verlagert. Der Körper versucht, die Belastung auszugleichen. Die gesteigerte Durchblutung zeigt wiederum günstige Effekte an den Atemwegen. Echte Patienten nehmen für eine Stunde in der Klimakammer Platz. Das nüchterne Gehäuse erinnert an ein Zugabeteil. Um Unterbrechungen zu vermeiden steht für Kleinkinder ein schmucker Topf bereit. Die dreieinhalbjährige Gina und ihre jüngere Schwester Marina aus Wien haben mit Mama und Oma eben eine Sitzung beendet. “Im Vorjahr hatte Gina dauernd Bronchitis, damals haben die Sitzungen geholfen. Jetzt machen wir vor der Hustensaison Prophylaxe“, erzählt die Mama. Täglich konsumieren zwischen 30 und 80 Patienten eine „Bergtour“. Manchmal mischen sich auch Extrembergsteiger oder Spitzensportler darunter, um den Körper für Gipfelsiege oder Bewerbe in Höhenlagen zu trainieren. Klimakammer: Heilende dünne Luft für den Organismus. TRADITION Mangels andere Hilfsmittel bediente sich die Medizin früherer Jahrhunderte gerne der Höhenluftkurorte. Speziell bei Tuberkulose, aber auch bei vielen anderen Erkrankungen der Atemwege und sonstigen Schwächezuständen wurden den Patienten Kuren in Gebirgsorten verordnet. HYPOXIA Mit dem Ausdruck wird eigentlich ein Sauerstoffmangel in Geweben, in der Atemluft oder auch im Wasser bezeichnet. In der Klimakammer wird der Mangel künstlich durch die Steuerung der Sauerstoff- Stickstoffmischung produziert. In der freien Natur bleibt das Verhältnis grundsätzlich gleich. In größerer Höhe ist allerdings der Luftdruck so reduziert, dass im eingeatmeten Luftvolumen weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. |